Das Erlebnisfestival

13. Oberstdorfer Fotogipfel

Angefangen hat alles vor 13 Jahren, mit dem ersten Oberstdorfer Fotogipfel. Damals wurden lediglich fünf Workshops angeboten. Bis 2025 wurde das Event mehrmals erweitert: Dieses Jahr wurden über fünf Tage 54 Workshops, 14 Ausstellungen und unzählige Erlebnisse geboten. Wir waren dabei, haben durch, aber auch hinter die Linse geschaut und wurden ganz nebenbei Teil der Oberstdorfer Foto-Familie.

Inmitten einer der wohl fotogensten Regionen des Landes, standen wieder fünf volle Tage im Zeichen der Fotografie. Die Allgäuer Alpen. Perfekte Kulisse, beeindruckendes Motiv, in Vielfalt und Schönheit kaum zu überbieten. Dieses Jahr im Fokus: Das Thema „Wasser“. Keineswegs ist dabei nur an die unzähligen Seen, Flüsse und Wasserfälle des Allgäus zu denken. Das Wasser spielt eine globale Rolle, spiegelt sogar ein politisches Thema wider – erst recht in Zeiten des Klimawandels. Das verdeutlichen auch die Schirmherren. Dreh- und Angelpunkt des Erlebnisfestivals war einmal mehr das Oberstdorf Haus.


Prominenz und Präsenz

Der Nebelhorn-Saal ist voll, als die Eröffnung des 13. Oberstdorfer Fotogipfels gefeiert wird. Petra Genster, stellvertretende Tourismusdirektorin und gebürtige Oberstdorferin, findet die passenden Worte, um nationale und internationale Ehrengäste zu würdigen: Die fotografische Schirmherrschaft wird von Christian und Felix Neureuther getragen. Die beiden Skilegenden wissen ihre Verantwortung zu nutzen und arbeiten derzeit gemeinsam mit dem weltbekannten National Geographic Fotografen Bernd Ritschel an einem neuen Bildband. Ritschel stellt die diesjährige Gipfelausstellung auf dem 2224 Meter hohen Nebelhorn. Auch für die 13. Auflage des Fotogipfels Oberstdorf übernimmt wieder die Staatsministerin für Kultur und Medien a.D., Claudia Roth, die politische Schirmherrschaft. Bereits zum achten Mal in Folge unterstreicht die Abgeordnete von Bündnis 90 / Die Grünen den Stellenwert des Events in der internationalen Szene. „Wir freuen uns sehr, die Staatsministerin für Kultur und Medien Claudia Roth erneut als Schirmfrau des Oberstdorfer Fotogipfels in Oberstdorf begrüßen zu dürfen, um außergewöhnlicher Fotografie und Fotokünstlern eine besondere Bühne zu bieten“, so Christian Popkes, künstlerischer Leiter des Oberstdorfer Fotogipfels.

Aber nicht nur in, sondern auch rund um das Oberstdorf Haus und sogar weit darüber hinaus, ist unübersehbar: Es ist wieder Fotogipfel! In der nahegelegenen Wandelhalle sind die märchenhaften Werke von Joachim Baldauf zu sehen. Eine Mischung aus Fotografie und künstlicher Intelligenz. Im Kurpark stehen die meterhohen Fotografien von Stephan Fürnrohr, der mit seinen Bildern vom Wesen des Eises erzählt. In der Villa Jauss werden Bilder präsentiert, die mit dem New Talent Award ausgezeichnet wurden. Und im Fuggerpark zeigt die Ulla Lohmann Community welche Motive sie dem nassen Element entlocken konnten. Lohmann, die selbst international Fotografin tätig ist, leitet auch 2025 wieder Workshops und ergänzt das Event mit ihrer Community gleich um mehrere Vorträge. 


Auf Murmeltiersuche

Die Ausstellungen und das Oberstdorf Haus sind an diesen Tagen gut gefüllt. Da wirkt die Ruhe der Berge besonders erholsam.  An der Talstation der Fellhornbahn angekommen, freuen wir uns auf Naturerlebnisse, Sonne – und natürlich tolle Fotomotive. Den nun anstehenden Workshop wird Lana Tannir für uns durchführen: Die Big Five der Alpen. Wildlife-Fotografie für Einsteiger und Fortgeschrittene. Wie man die scheuen Tiere der Allgäuer Bergwelt am besten einfängt, weiß die deutsche Fotografin und Biologin genau. Zur Unterstützung ist dennoch Carina Bühler dabei. Die Rangerin ist angestellt bei der Bayrischen Naturschutzverwaltung und führt seit mittlerweile fünf Jahren Touristen und Einheimische durch die Natur. Sie weiß nicht nur wo wir die Tiere finden können, sondern auch, wie wir uns ihnen am besten nähern. Fotografie und Naturschutz gehen beim Erlebnisfestival Hand in Hand. Und wir werden noch feststellen, dass dies keineswegs ein Widerspruch ist. 

Gleich hinterm Schlappoldsee, nur wenige Gehminuten von der Bergstation entfernt, erspäht Carina mit dem Spektiv das erste Murmeltier. Lana ruft dazu auf, die Teleobjektive aufzustecken und die richtigen Einstellungen vorzunehmen. Möglichst kurze Verschlusszeiten, um die flinken Tiere scharf abzubilden. Matrixmessung, um die richtige Belichtung zu finden. Und dann wäre da noch das Licht, welches man am besten im Rücken haben sollte. Glücklicherweise trifft sogar das zu, sodass wir vom Weg aus die Tiere bei ihrem Sonnenbad einfangen können. Ein besonderer Moment, vor allem für Workshop-Teilnehmer, die noch nie zuvor ein Murmeltier gesehen haben!


Lana erteilt noch einige Aufgaben: Das Tier in seinem natürlichen Habitat. Eine Portrait-Aufnahme. Und ein Detail-Foto. In der Mittagshitze werden die Murmeltiere allerdings faul und so beobachten wir uns noch einige Minuten gegenseitig. Carina hat hierfür glücklicherweise ein paar Ferngläser mitgebracht. 

Bernd Ritschel

Alpinist, Autor und Fotograf


„Ich war früher ein fotografierender Bergsteiger, jetzt bin ich ein bergsteigender Fotograf“. So fasst Ritschel seine Entwicklung zusammen. 1963 in Wolfratshausen geboren, begann er schon als Jugendlicher mit dem Klettern. Zuerst in der Heimat, später auch auf Expeditionen im Himalaya, den Anden, Alaska und in der Arktis. Über 35 Bildbände und unzählige Veröffentlichungen in bedeutenden Magazinen verdeutlichen, wie gut Ritschel sein Handwerk versteht. In den vergangenen Jahren widmete sich der Fotograf zunehmend dem Wasser der Alpen. Sein Bildband „Alpengletscher – Eine Hommage“ wurde mehrfach ausgezeichnet, ebenso wie „Unsere Alpen“ mit und über Felix Neureuther. 


Auf dem Gipfel des Nebelhorns präsentierte Ritschel seine Werke Schirmherrin und Staatsministerin a.D. Claudia Roth, dem Bürgermeister des Marktes Oberstdorf Klaus King und natürlich allen Fahrgästen der Bergbahn. Denn alle Ausstellungen des Fotogipfels sind freizugänglich. „Für mich gibt es keine schönere und auch spektakulärere Plattform für eine Ausstellung als der Gipfel des Nebelhorns. Ganz gleich ob Sonnenschein oder brodelnde Wolken, die riesigen, drei Meter hohen Drucke entwickeln hier oben eine ganz eigene Energie. Wichtig war mir bei dieser ersten Ausstellung den Fokus auf die Schönheit und Kraft des fließenden Wassers zu legen. Mal mystisch und geheimnisvoll, mal zart und leicht“.


Ritschel vergisst nicht, auch über den Schutz dieser einmaligen Naturschauplätze zu sprechen. Eines der auf dem Nebelhorn ausgestellten Motive sei bereits schweren Forstmaschinen zum Opfer gefallen. Er fordert dazu auf, selbst aktiv zu werden und „den Mund aufzumachen“, wenn sensible Regionen zerstört werden.


Wasserwelten

Dem Thema des Oberstdorfer Fotogipfels kommen wir ungeahnt nahe: Erst bei einem nachmittäglichen Wettersturz, später aber auch im Rahmen eines weiteren Workshops. Dafür führt uns Fotograf Andreas Geh zum Hinanger Wasserfall. Ein schnell erreichtes Ziel, das mit einer Vielzahl verschiedener Motive wartet. Aber worauf müssen Fotofreunde diesmal achten? Geh ist vorbereitet und händigt kleine Erinnerungskärtchen aus. Darauf zu lesen sind sechs Punkte. Was ist der goldene Schnitt? Welche Aufgabe hat der Vordergrund? Was ist eigentlich mit den Ecken des geplanten Bildausschnitts? Und was macht eigentlich das Auge des Fotografen bei der Motivsuche? Wo finde ich Flächen und Linien? Und besonders wichtig: Wie nutzen wir das natürliche Licht am besten? Sicherheitshalber stecken wir die Karten ein, aber Geh ist sich jetzt schon sicher: Das gedämpfte Licht nach den Regenschauern ist perfekt für die Wasserfotografie. Und so dauert es nicht lange, bis die ersten Versuche am Bauchlauf entstehen, da ist der Wasserfall noch gar nicht erreicht. Egal welche Technik angewandt wird, schnell sind sich alle einig: Wichtig für den Bildaufbau ist, dass das Wasser auf die Kamera zufließt. Nur so ist ein spannungsvoller Bildaufbau möglich. Wir versuchen die vielen weiteren Tipps des Fotografen umzusetzen, stoßen aber auch an Grenzen. Beispielsweise, wenn die Gischt des Wasserfalls der Technik zu nahe kommt. Oder wenn man sich schon armweit über das Geländer der Brücke hinausgelehnt hat. Dann aber schafft es ein erster Sonnenstrahl durch die Wolken und erleuchtet eine moosüberwachsene Felswand in warmen Farben. Urplötzlich wird sichtbar, wie Millionen kleinster Wassertröpfchen um die Wette funkeln. Ein berauschendes Motiv, welches uns ohne Gehs geübten Blick vielleicht sogar ganz verborgen geblieben wäre. Die fachkundige Anleitung und die wechselnden Wetterbedingungen machen den Workshop zu einem vollen Erfolg für alle Teilnehmer. Am Ende ist sogar noch Zeit, um die ein oder andere Aufnahme in der Gruppe zu besprechen und zu bewerten.

 Milla Vollmer

Workshop-Teilnehmerin

Milla Vollmer ist aus der Nähe von Bonn zum Oberstdorfer Fotogipfel angereist. Zur Fotografie ist sie über ihren Beruf als Gewässerstrukturgütekartiererin gekommen. Die unterschiedlichen Gewässer für Landesämter dokumentarisch abzulichten, entfachte eine Leidenschaft. „Pro 100 Meter Fluss, müssen drei bis fünf Fotos geschossen werden. Das ist sehr abwechslungsreich, verbindet Natur und Fotografie, bietet natürlich aber auch jede Menge spannender Motive.“ Aus der dokumentarischen Fotografie entwickelte Vollmer zunächst ihre Landschaftsfotografie. „Meine dokumentarischen Arbeiten zeigten die Natur, im Guten, aber auch im Schlechten. Dabei konnte ich viel über die allgemeinen Grundlagen der Fotografie lernen, wie gute Bilder funktionieren.“ Mit Lana Tannir war Vollmer bereits in Spitzbergen auf Fotoreise. Dort habe sie gelernt, ihre dokumentarischen Bildstil weiterzuentwickeln. „Bilder schaffen Emotionen. Und mit Emotionen kann man Menschen für den Umwelt- und Naturschutz begeistern. Das ist mir ein großes Anliegen.“ Begeistert ist Milla Vollmer von Tannirs Art der ethischen Naturfotografie. Natur aufnehmen, ohne sie zu stören! Nicht umsonst hängt eine Sony alpha 7iii mit schwerem 600 mm-Objektiv und einige weiteren Festbrennweiten um ihre Schulter. 


Auch Ulla Lohmann (künstlerische Schirmherrin des Fotogipfels 2024) ist Vollmer schon bekannt. Über einen Workshop lernten sich die Fotografinnen kennen – so wurde Vollmer Mitglied der Ulla Lohmann Community. Das kleine, aber feine Netzwerk ist nicht nur über die Fotografie hinaus miteinander befreundet, sondern präsentiert am Fotogipfel auch Ausstellungen und Vorträge. Inspiriert durch die Abenteuerlust und Kreativität der international tätigen Fotografin Ulla Lohmann.


Carina Bühler

Rangerin


„Tiere mit Futter anzulocken ist der falsche Ansatz“, ist sich die junge Rangerin sicher. Schon im benachbarten Naturpark Nagelfluhkette war Bühler im Bereich er Besucherlenkung aktiv, bevor sie zum Alpinium-Zentrum Naturerlebnis Alpin wechselte. Tierfreunde führt sie im Rahmen der „Big Five“-Wanderungen gerne um den Schlappoldsee. Aber auch andere Tiere, wie Steinadler, Steinböcke, Gämsen und Scheehühner können im Allgäu im Rahmen geführter Ranger-Wanderungen beobachtet werden. Dabei ist die Arbeit der Ranger nicht immer so sichtbar. Beim Monitoring beispielsweise, also der Bestandaufnahme besonderer Tierarten, versuchen sie sogar ganz unsichtbar zu bleiben. 


Carina vervollständigt den Foto-Workshop mit ihrem Wissen und klärt auf: Murmeltiere sind tagaktiv, besonders aber morgens und abends unterwegs – ein kleines Mittagstief ausgeschlossen. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob man nun abseits viel begangener Wege, oder direkt an einem Hot-Spot ist. Denn Carina weiß: Die Tiere lernen, dass sich Menschen auf Wegen bewegen und diese nicht verlassen. Dadurch trauen sich Murmeltier und Co. häufiger und näher an die Wege heran. Ein Vorteil, für Mensch und Tier, besonders aber für Fotografen. Die Rangerin appelliert also an alle, sich den Tieren nur auf ausgezeichneten Wegen und so vorsichtig wie möglich zu nähern. Denn ist ein Tier erst einmal aufgeschreckt, ist es nicht nur zu spät, sondern auch das Motiv dahin.

Andreas Geh

Naturfotograf, GDT Member und OM SYSTEM Ambassador


Geh ist Vollmitglied der GDT (Gesellschaft für Naturfotografie) und unterstützt mit seiner Fotografie und als aktives Mitglied den NABU. Er lebt in Süddeutschland und gibt gerne sein Wissen im Rahmen von Workshops weiter. Vom kleinen Technik-Webinar, bis hin zu Fotoreisen ins Elbsandsteingebirge, nach Grönland oder Panama. 


Seit acht Jahren leitet der Fotograf Workshops beim Oberstdorfer Fotogipfel. Im Fotorucksack steckt auch diesmal wieder eine OM System Kamera. „OM System bietet mit spritzwassergeschützten und staubdichten Kameras und Objektiven die perfekte Technik für die Naturfotografie. Langzeitbelichtungen können dank dem Live ND Modus auch ohne Stativ umgesetzt werden. Die emulierten langsamen Verschlusszeiteffekte ermöglichen wunderschöne Landschaftsaufnahmen, besonders wenn Wasser mit im Spiel ist. Belichtungszeiten von 30 oder sogar 45 Sekunden sind freihand möglich. Das kann kein anderes System!“


Als Basis seiner Workshops sieht Geh nicht nur die sechs Fragen auf dem Erinnerungskärtchen. Vielmehr sollen die Teilnehmer selbstständig beginnen „zu sehen“. Als Beispiel zeigt der Fotograf auf den Wasserfall, der wie selbstverständlich direkt im Fokus steht. Doch links und rechts warten tausende Details darauf eingefangen zu werden. Diese Details zu finden und einzufangen, das will Geh an die Teilnehmer seiner Workshops weitergeben. 



Vielfalt, so bunt wie die Fotografie

Einmal mehr stand 2025 die Kreativität im Vordergrund. Egal ob beim Gipfelbiwak-Foto-Workshop, bei der Reportage-Fotografie, dem Filmen und Fotografieren mit dem Smartphone, auf Foto-Hikes, während der Nachtfotografie oder der Königsklasse Schwarzweiss. Das Rahmenprogramm des diesjährigen Fotogipfels umfasste auch wieder viele spannende Vorträge von renommierten Fotografen und Künstlern. Geschichten und Erlebnisse, gesammelt rund um den Globus. Wissenswertes zur Fotografie, beispielsweise, wie die Natur ethisch korrekt und verantwortungsvoll eingefangen werden kann, ohne sie zu stören. Ritschel verband in seinem Vortrag zwei seiner wichtigsten Themen, die leider immer weiter abschmelzenden Gletscher und das Wasser, von dem schon jetzt auf kleinstem Raum Überschuss und Mangel herrscht. Und natürlich sorgten auch Kindernachmittage und Livemusik für Spiel, Spaß und Unterhaltung. Nicht minder interessant und vielfältig werden die Events und Workshops des 14. Oberstdorfer Fotogipfels (17.-21.6.26) sein. Übrigens: Schnell sein lohnt sich. Begehrte Workshops sind meist innerhalb weniger Tage ausgebucht!

Autor: Benni Sauer

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