Editorial | Winter 2025

Lieber Winter, üblicherweise schreibe ich an dieser Stelle unseren Lesern. Heute schreibe ich dir. Einfach, weil ich mich so sehr auf dich freue. Die ersten Gipfel hast du bereits weiß gefärbt. Und bald wirst du wieder den gesamten Alpenbogen mit einer märchenhaft schönen Decke aus filigranen Flocken überziehen. Dafür möchte ich danke sagen!

Anfangs dachte ich, es würde schwer werden, dir dafür etwas zurückzugeben. Dabei ist es doch so einfach: Einen achtsamen und nachhaltigen Umgang hast du mehr als verdient! Das Bewusstsein dafür, dass du keine Selbstverständlichkeit bist, dass du dich veränderst, dass können wir verinnerlichen. Denn ist das nicht das Mindeste?

Ja, du warst einmal ein anderer. In der Rubrik damals & heute können wir lesen, wie du vor mehr als einhundert Jahren am Arlberg den Wintersport hervorgezaubert hast. Einer deiner ganz großen Geniestreiche! In Hinter der Linse erzählt der Künstler Christoph Johann, wie er deine fragile Schönheit in atemberaubenden Fotografien verewigt. Und rund um Innsbruck war ich sogar auf der Suche nach deiner Zukunft.

Auf meinem Wege traf ich Menschen, die dafür sorgen, dass du künftigen Generationen erhalten bleibst — vom Bergbauern, über Gemeinden und Gastgebern, bis hin zu Wissenschaftlern und Skigebietsbetreibern die Nachhaltigkeit leben. Sie alle wissen: Schneekanonen ersetzen keinen sparsamen Umgang mit Energie und Ressourcen.

Vielleicht ist das deine leise Botschaft an uns: Genießt mich, aber mit Rücksicht. Nicht immer höher, schneller oder weiter! Sondern wieder mit mehr Weitsicht. Wie das gehen kann, habe ich für diese Winterausgabe selbst ausprobiert: In (und über) Zell am See – Kaprun, aber auch in Filzmoos und in der world of wonders: Lenzerheide.

Lieber Winter, bleib klar und ruhig. Zeig uns weiter deine Nächte, deine leuchtenden Gipfel und die Stille, die uns zum Nachdenken bewegt. Im Gegenzug versprechen wir, besser auf dich achtzugeben – für eine ehrliche Wintersportfreude und für das kleine Wunder jeder einzelnen Flocke. Danke!

Dein Benni Häfner

Redaktion