Editorial | Herbst 2020
„ICH BIN DANN MAL WEG“
Wandern ist volkstauglich. Und das keineswegs erst seit 2006, als Hape Kerkeling mit seinen Erfahrungen vom Jakobsweg einen grandiosen Bestseller hinlegte. Sich auf den Weg machen. Immer auf Achse sein, oder einfach mal draufloslaufen. Immer mehr Menschen lassen den Weg zum Ziel werden und obwohl das Ziel immer dasselbe ist, könnten die Wege nicht unterschiedlicher sein. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich ganz easy!
Ein Beispiel: Hermann Hubers Weg in die Berge begann schon vor weit mehr als 70 Jahren. Heute erzählt er die Geschichten von damals, als seien sie eben erst geschehen. Noch spannender aber ist sein Weg. Seine Geschichte! Von bahnbrechenden Erfindungen, Erfolgen und Tragödien.
Da ist aber auch Sabine Ott, die Wirtin der Bärgunthütte im Kleinwalsertal. Frauenpower am Berg! Sie erzählt vom Alltag in der schönsten Sackgasse der Welt und weiß: Wege sind uns Menschen wichtig – in den Bergen sogar ganz besonders! Hermann Huber und Sabine Ott. Beide gehen sie ihre eigenen Wege und finden doch dabei dasselbe!
Wie unterschiedlich die Wege sind, kann man in den Dolomiten besonders intensiv erleben, während einer Besteigung des Lagazuoi. Auf Klettersteigen und durch Stollen führen Wege, die sich heute großer Beliebtheit er freuen. Vor etwas mehr als einhundert Jahren aber kletterten, marschierten und starben hier Soldaten. Ein und derselbe Weg. Glücklicherweise aber heute mit einem völlig anderen Ziel als noch während der Schlachten des ersten Weltkriegs.
Die Dolomiten verkörpern das Verhältnis zwischen Weg und Ziel so gut, wie kaum ein anderes Gebirge. Schon früh wurde dort alpine Geschichte geschrieben. Zum Beispiel, als Déodat Gratet de Dolomieu diesen Bergen ihren Namen gab. Oder als sich zwei Bergführer in Gröden auf ihren schwierigen Weg machten, um einen verunglückten Kameraden zu retten. Die Geburtsstunde der Bergrettung.
Dolomieu mit Hammer und Salzsäure. Fistil und Pescosta mit Verbandszeug und Trage. Alle gingen sie ihrer Wege. Immer einem Ziel entgegen. Und auch heute noch kann man in den Alpen wunderbar seinen Weg gehen. Vielleicht sogar einen ganz neuen, ohne dabei von der Spur abzukommen. Ohne sein Ziel aus den Augen zu verlieren. So fand ich mein Ziel ganz unerwartet während eines bergigen Ausritts auf dem Rücken eines Pferdes. Ich fand mein Ziel auch auf Klettersteigen. Denen der Dolomiten, aber auch anderswo. Und ich fand es auf dem KAT Bike, der wohl lohnendsten Mountainbiketour der Kitzbüheler Alpen.
Das Ziel, der Weg, so scheint mir, ist, ihn vor sich zu haben. Zu sehen, wohin er führt, wohin man möchte. Was wären unsere Berge ohne Wege? Ohne Ziele? Und sind es nicht wir, die ihnen genau das geben?
In diesem Sinne wünsche ich euch Freude auf euren Wegen. Und wie auch immer sie aussehen mögen: Nur ihr könnt sie gehen. Um dabei euer ganz eigenes Ziel zu finden.
Viel Spaß dabei!
Euer Benni Sauer
Chefredakteur
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