Zeitreise ins Rauriser Tal
Im Pinzgau, südlich des Salzachtals, ist die größte Gemeinde des Salzburger Landes zu finden. Rauris. Trotz der enormen Fläche, leben hier nur etwa 3000 Menschen. In der rauen Bergwelt ist also nach wie vor viel Platz für wilde Tiere und spannende Wanderungen. Für eindrucksvolle Gipfelziele, echtes Gold und jede Menge Geschichten.
Fast 500 Jahre später im Seidlwinkltal. In einer dieser einfachen Schutzhütten treffe ich auf Helene Gerstgraser. Sie versorgt längst keine Säumer mehr, sondern Wanderer, die hier gerne eine deftige Mahlzeit oder ein kühles Getränk serviert bekommen. Allerdings nur im Sommer. Im Winter ist das enge Tal gesperrt: Lawinengefahr, weiß die Wirtin. Umso erstaunlicher, dass vor so langer Zeit schon die Männer schwer beladen über diese gewaltigen, tief eingeschneiten Berge stiegen. Wo doch gerade die Blumen draußen so schön blühen, die Sonne so warm scheint.
Die Welt vor 500 Jahren aber war eine andere, die Winter härter. Manch einer bezahlte den langen Weg übers Hochtor mit dem Leben, weswegen im Rauriser Tauernhaus einst sogar ein Kämmerlein eingerichtet wurde. Ein klein wenig gruselt sich Helene sogar selbst noch vor diesem Raum. Denn wer den beschwerlichen Saumweg nicht überlebte, der wurde vom Berg hierher ins kalte Kämmerlein gebracht – und erst im Frühling weiter ins Tal transportiert. Wie lange das nun schon her ist, möchte ich Helene fragen. Sie aber sucht die Antwort in den Kratzern auf der Tischplatte. „Fünfzehnhundertnochwas, so gut kann man es leider nicht mehr erkennen.“ Erschrocken hebe ich da meine Arme vom Tisch.
(...)
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