Rettet den Dorflift
Wie ein Mountainbike-Trail Schneesorgen vertreibt
Es hätte alles so einfach sein können. Vor einigen Jahren suchten die Besitzer des kleinen Skilifts in Weitnau aus Altersgründen jemanden, der den Liftbetrieb weiterführt. David Ziolko war zu dieser Zeit noch neu im Dorf und ihm gefiel, dass er bis zu seiner Haustür mit dem Snowboard abfahren konnte, daher kam er auf die Idee einen Verein zu gründen, um den Lift zu übernehmen. So entstand der Bergsportverein Weitnau, mit Ziolko als Vorstand und dem Lift als Sportstätte. Die erste Wintersaison war ein voller Erfolg: viel Schnee, gutes Wetter, viele Skitage mit Spaß und Schulterklopfer für den neuen Verein. Doch die nächsten Winter konnten nicht daran anknüpfen.
Im Sommer 2025, rund fünf Jahre nach Vereinsgründung strampelt David Ziolko mit dem Rad den geteerten Forstweg auf den Weitnauer Skiberg hoch. Wie viele Ski- und Snowboardfans fahren auch David und seine Vereinskolleginnen und Kollegen in der schneefreien Zeit gern Mountainbike. Und diese Liebe fürs Zweirad sollte den entscheidenden Schub geben, um dem Dorflift eine neue Perspektive zu verschaffen.
Schaufeln, Pflöcke und Papierkram
Mit ausbleibendem Schnee wurden auch die Betriebstage des Lifts immer weniger und daher waren die nicht unerheblichen Fixkosten kaum noch zu decken. Eine neue Finanzierungsquelle musste her. Ziolko und seine Mitstreiter hörten sich um, was in anderen Alpengemeinden passiert und so kam die Idee auf: lasst uns einen Trail bauen und den Lift auch im Sommer zum Biken nutzen. Was in Saalbach oder Lermoos im größeren Stil funktioniert, sollte doch auch mit einem kleinen Dorflift machbar sein. Also setzte sich der Bergsportverein mit der Gemeinde, den Grundstückseignern und den Behörden zusammen und plante den Biketrail. Sie verbrachten Stunden am Hang und steckten potenzielle Abfahrten mit Pflöcken und Flatterband ab. Kann doch nicht so schwer sein ein paar Kurven in den Hügel zu graben. Außer, dass tonnenweise Erde und Steine zu bewegen sind und auch noch der Naturschutz beachtet werden muss, denn der Skiberg ist biotopkartiert. Also schrieben die Vereinsmitglieder ein Umweltkonzept und führten damit in Abstimmung mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt sozusagen eine Umweltverträglichkeitsprüfung für den Trailbau durch. Nun sollte es doch endlich losgehen können.
Ein Hauch von Olympia im Allgäu
An einem Parkplatz am beliebten Carl-Hirnbein-Wanderweg, übrigens ein guter Tipp für alle die nicht radeln, zweigt ein Feldweg von der Teerstraße ab. Das letzte Stück zum Start des Biketrails wird schmaler, nasser und steiler. „Wenn wir den Trail selbst gebaut hätten, dann gäbe es unseren Verein wahrscheinlich jetzt nicht mehr.“, lacht Ziolko kurz vor dem Ziel. Das hätte die Freundschaften wohl arg strapaziert. Denn eine gute Mountainbikeabfahrt ins Gelände zu legen ist eine echte Kunst. Kurvenradien und Wandwinkel müssen passen, der Untergrund muss perfekt verfestigt sein, sodass ausreichend Grip herrscht und die einzelnen Elemente müssen sinnvoll ineinander übergehen. Es sollte abwechslungsreich sein, für verschiedene Fahrkönnen machbar und natürlich sicher sein. Zwar gibt es im Allgäu Profis, wie die Firma Schneestern aus Durach, die neben Bikeparks unter anderem auch Freestyle-Skiparks für die olympischen Spiele entworfen haben, doch diese Expertise ist teuer. Deutlich über 100.000€ lassen sich auch an einem kleinen Hang wie in Weitnau in Windeseile vergraben. Nicht zu finanzieren für einen Dorfverein – eigentlich.
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