Kaiserliches Jubiläum

60 Jahre Naturschutzgebiet Kaisergebirge

Die weiche Erde schmatzt unter unseren Füßen. Vereinzelt stehen knorrige Birken in der Ursprünglichkeit dieses Ortes, überragen die niedrigen Latschenkiefern um ein Vielfaches. Schwedische Tundra? Mitnichten!


Vor mir bahnt sich Silvana Beer einen Weg durch das Ellmauer Moor. Direkt dahinter ragen die Felstürme des Wilden Kaiser in die Höhe. Eine fast schon surreale Landschaft, mit Kontrasten, wie wir sie bisher nirgendwo fanden. Silvana ist ausgebildete Moor-, Wander- und Naturführerin. Normalerweise wandert sie mit Kindern und Familien hier herauf. Unterwegs gibt’s dann lehrreiche Ratespiele, Geschichten, einen Fühl-Parcours und Wissenswertes aus dem Hochmoor. Beispielsweise, dass ein Hochmoor nicht Hochmoor heißt, weil es wie hier besonders hoch liegt. Ihren Namen verdanken diese Moore der Tatsache, dass sie oberhalb des Grundwassereinflusses liegen, sich also nur durch nährstoffarmes Regenwasser speisen. Wieder was gelernt. 

Oben angekommen heißt es dann für die Kinder: Schuhe aus! Weiter geht es barfuß. Über weiche Moose, unter umgestürzten Bäumen hindurch, über Stock und Stein. Ein bisschen wie Störche balancieren wir dem Moor entgegen. Interessanterweise werden die Füße bei dieser Akrobatik zwar nass, aber kaum schmutzig. Die Flora ist vollgesogen mit dem klarsten Wasser. Alles wirkt unfassbar lebendig. 

Auf einer kleinen Geländekuppe halten wir Inne. Von hier können wir noch die Kaisergipfel sehen, aber auch die Wälder, die Latschenfelder und unter uns das Moor. Üblicherweise kommt jetzt dann noch das Koasamanndl vorbei, lacht Silvana – neben Lernen und Forschen kommt der Spaß bei der Moorwanderung natürlich nicht zu kurz.


Dabei ist die Moorwanderung keineswegs nur für Kinder geeignet. Wir staunen nicht schlecht über die Tier- und Pflanzenpracht, die es zu entdecken gibt. Aber Obacht! So friedlich und lebensfroh das Moor auch wirken mag, hier geht es um Leben und Tod! Zum Glück spielt sich diese Dramatik aber nur im ganz Kleinen ab. Beispielsweise im Leben der Gerandeten Jagdspinne. Die Spinne des Jahres 2020 ist an zwei hellen Seitenstreifen gut zu erkennen. Das Tier kann sich dank seiner starken Behaarung auf dem Wasserspiegel stehender Gewässer fortbewegen – und lauert dort seiner Beute auf. Dazu gehören nicht nur andere Insekten, sondern auch Kaulquappen und sogar kleine Fische. So klein wie so manchem Moorbesucher bei dieser Information lieb wäre, ist das Tier also gar nicht. 25 mm – gemessen natürlich ohne Beine.


(...)

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