Im Gespräch mit… dem Geschäftsführer des Tourismusverband Seefeld Elias Walser

Der Wintertourismus steht im Wandel.

Was einst als selbstverständlich galt – verschneite Landschaften, wochenlange Kälte und volle Skipisten – wird zunehmend zur Ausnahme. Auch in der Region Seefeld – Tirols Hochplateau – einem der bekanntesten Tourismusorte Tirols, spürt man die Folgen des Klimawandels deutlich. Naturschnee ist keine Garantie mehr, die Saisons verschieben sich, und die Erwartungen der Gäste verändern sich.

Elias Walser, Geschäftsführer der Region Seefeld, beobachtet diesen Wandel seit Jahren genau. Im Gespräch spricht er über die Anpassungsstrategien einer Alpenregion, die gelernt hat, flexibel auf neue Rahmenbedingungen zu reagieren. Walser erklärt, warum sich der klassische Skiurlaub immer stärker zu einem vielfältigen Naturerlebnis entwickelt, wie sich Seefeld auf kürzere Winter einstellt – und weshalb Authentizität, Nachhaltigkeit und Begegnungen mit Einheimischen künftig entscheidender sein werden als die Schneehöhe allein.

Herr Walser, wie haben sich die letzten Winter in Seefeld verändert?


Die Region Seefeld liegt ja lediglich 600 Meter über dem Inntal, mit dem Auto nur 15 Minuten von Innsbruck entfernt. Dadurch ist eine Veränderung durchaus spürbar. Wenn ich an meine Kindheit in den 1980er- und 1990er-Jahren denke, war Seefeld von Dezember bis März tief verschneit. Damals gab es eine durchgehend geschlossene Schneedecke. Auch im Inntal war es kalt, gelegentlich fiel schon auch Regen, aber Winter waren noch richtige Winter.


Bis in die 1990er- und 2000er-Jahre war der Schnee also selbstverständlich. In den 1960er- und 1970er-Jahren gab es sogar Projekte im Wetterstein, die wegen gigantischen Schneemengen und damit einhergehenden Lawinengefahr nicht umgesetzt wurden. Heute ist die Situation umgekehrt: Schnee ist keine Garantie mehr. Immer häufiger erleben wir längere, milde Phasen, in denen es kaum schneit. Das verändert den Winter – und natürlich auch den Tourismus.

Wie reagieren die Gäste auf diese Veränderungen?


Das Verhalten der Gäste wandelt sich deutlich. Der klassische Skiurlaub über sieben Tage ist seltener geworden. Viele möchten heute Abwechslung: einen halben Tag Skifahren, danach Rodeln, Winterwandern oder einfach die Natur genießen. Unsere Stammgäste reisen oft als Mehrgenerationenfamilien – Großeltern, Eltern und Kinder. Manche fahren aus gesundheitlichen Gründen gar nicht mehr Ski, während andere es weiterhin lieben. Am Ende des Tages trifft man sich aber wieder beim Essen – das Gemeinsame steht bei uns also zunehmend im Vordergrund. Dass der Winter weniger zuverlässig ist, beschleunigt diesen Wandel. Aber das kann auch etwas Positives sein: Der Urlaub wird vielfältiger, individueller und nachhaltiger.

Bedeutet das, dass Seefeld künftig stärker auf andere Jahreszeiten setzt?


Ja, ganz klar. Der Winter allein reicht nicht mehr, um eine Tourismusregion wie unsere zu tragen. Seefeld hatte aber schon immer eine starke zweite Saison – den Sommer. Jetzt konzentrieren wir uns zusätzlich auf den Herbst. Viele Hotels schließen kaum noch und gestalten den Übergang fließend: vom goldenen Herbst über den Frühwinter bis zu Weihnachtsmarkt und klassischem Winterurlaub. So schaffen wir eine fast durchgehende Saison.


(...)

Das komplette Interview lesen

und weitere spannende Themen entdecken?

ePaper lesen

Keine Ausgabe mehr verpassen!

AKTIV in den ALPEN abonnieren

Schon gelesen?

28. November 2025
Hommage an den Winter
27. November 2025
Es ist ein Urlaub für die Getriebenen, die Rastlosen. Für die, denen es nicht reicht den selben Pool zwei Wochen lang zu sehen. Für die, die das Aufbrechen und Ankommen suchen. Und für die, die das alles trotz oder gerade wegen ihrer kleinen Kinder nicht aufgeben wollen. Und die werden belohnt.
27. November 2025
Beim Winterwandern geht es nicht um sportliche Höchstleistungen, sondern um das bewusste Erleben der Natur. Immer mehr Menschen entdecken diese sanfte Art der Fortbewegung im Schnee für sich – auch als Alternative oder Ergänzung zum klassischen Skiurlaub in den Alpen.