Es ist Zeit!

Der Wandersommer im Alpbachtal

Endlich ist sie gekommen: Die Zeit zum Genießen! Im Herzen Tirols, zwischen Rofan, Kitzbüheler Alpen und Brandenberger Alpen. Wir stehen am Gipfel. Genießen die Sonne. Und bestaunen den Ausblick. So weit das Auge reicht. Endlich ist er da. Der Wandersommer im Alpbachtal!

Man hat sie, die Qual der Wahl, möchte man im oder um das Alpbachtal herum die Berge und Täler erwandern. 500 Kilometer Wanderwege. Dabei ist das kleine Tal noch immer ursprünglich, ruhig und bodenständig. Ja, das Alpbachtal ist weit. Frei und offen, mit einladender Topografie. Luftig. Geradezu sonnenüberflutet. Und so wie es ist, ist es wie gemacht für genussvolle Bergwanderungen. Große, wie kleine.


Nicht umsonst wurde die Region bereits mit dem österreichischen Wandergütesiegel ausgezeichnet. Facettenreich präsentieren sich die zehn Orte, weit im Talinneren gelegen, aber auch außerhalb, im Inntal, und sogar darüber hinaus, wie beispielsweise in Brandenberg. Hier beginnt unser Wandersommer, mit der Erkundung der Tiefenbachklamm. Im kühlen Schatten, tief im Tal, entlang der Brandenberger Ache. Der gesamte Wildfluss wurde bereits 1988 zum Naturdenkmal erklärt. Er ist Lebensraum für zahlreiche seltene Pflanzen- und Tierarten. Über 800 Schmetterlingsarten wurden hier gezählt. Einige davon stehen auf der Roten Liste, wurden in Tirol, sogar in ganz Österreich bisher nur hier gefunden. Und auch im Wasser tummelt sich das Leben: verschiedenste Algenarten und zahlreiche wirbellose Tiere machen das Naturdenkmal perfekt. Die Falter stehen als Indikator für eine besonders gute Luftqualität, ähnlich wie die Wasserbewohner, deren Lebensraum durchgehend die beste Güteklasse aufweist. Ein intaktes Naturjuwel. Zum Greifen nah. Und dank mehrerer Brücken und Stege auch relativ einfach zu erwandern. Eine knappe Stunde benötigt man vom Parkplatz, durch die Tiefenbachklamm, bis zur Jausenstation. Anfangs plätschert das Wasser noch durchs weite Flussbett, bald aber schon donnern die Wassermassen durch die Schlucht und über Stufen. Wir spüren die Urgewalt. Und auch die ein oder andere Abkühlung ist nicht weit – natürlich nur, wo es die Klamm erlaubt.

Verlässt man das Tal der Brandenberger Ache bei Kramsach und überquert den Inn, erreicht man Brixlegg. Hier liegt einem das Alpbachtal wahrhaftig zu Füßen: Das geschäftige Treiben des Brixlegger Bauernmarktes, gleich zwei Haubenlokale und Wanderkilometer, so weit die Füße tragen. Die vielen Gipfel des Alpbachtales werden uns hier auf dem Silbertablett serviert. Und natürlich ist auch gleich eine Kostprobe fällig. Von Reith i. A., gleich hinter Bixlegg gelegen, tragen uns die E-Bikes ins Tal hinein. Mühelos geht es über den Scheffachberg in Richtung Alpbach. Kurz bevor wir aber das schönste Dorf Österreichs erreichen, nehmen wir die Auffahrt zur Bischoferalm, die uns über 16 scharfe Kehren bis auf 1500 Meter bringt. Zwar ist das aussichtsreiche Bänkchen verlockend, doch bis zum Höhepunkt unserer Tour sind es nur noch 200 steile Höhenmeter. Hier und da helfen sogar Stahlseile beim Aufstieg. Wirklich anspruchsvoll wird der fels- und wurzeldurchsetzte Pfad aber nie.


Die Mühen lohnen sich, denn nach einer letzte Felsstufe haben wir den Gipfel des Hochstrickl erreicht. Mit nur 1787 Metern überrascht das Panorama aber dennoch mit einem grandiosen Weitblick: Im Norden das mächtige Inntal, mit den wilden Felsgipfeln des Karwendels. Nebenan das Rofangebirge. Im Süden reicht der Blick tief ins Alpbachtal hinein und sogar weit darüber hinaus. Selbst die 3000er des Zillertales sind von hier zu sehen. So unscheinbar der Hochstrickl auch scheint, so überwältigt sind wir von der Schönheit, die er uns bietet. Die von hier nur noch einen Steinwurf entfernte Gratlspitze bietet sich übrigens wunderbar für die ganz besonderen Bergwandermomente an. Sie ist von Osten aus einfach und schnell zu erreichen und beliebtes Ziel zur Zeit der auf- oder untergehenden Sonne. Das uneingeschränkte 360°-Panorama machts möglich!


Uns aber fasziniert am Gipfelkreuz stehend eine auffällige Bergkette ganz besonders. Die Sagtaler Spitzen, mit ihren schroffen und grasdurchsetzten Steilflanken. Sie können vom Wiedersberger Horn über den Standkopf erstiegen werden. Eine Tour für erfahrene Bergwanderer, die absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit mitbringen. 


Zurück an der Bischoferalm informieren wir uns über die Schwierigkeiten, die uns dort erwarten würden. Dank Bahnunterstützung müssten zwar nur knapp 600 Höhenmeter überwunden werden, doch dürfen wir uns davon nicht täuschen lassen. Im Abstieg warten nämlich fast anderthalbtausend Höhenmeter. Möchte man die Sagtaler Spitzen Überschreiten, sind steile Felsflanken, stahlseilversicherte Passagen und ausgesetzte, schmale Pfade zu überwinden. Aus Respekt und Vorfreude schmieden wir noch vor Ort den Plan. Schon morgen früh soll es losgehen. Dank der Alpbachtal Card, die Gäste bereits ab der ersten Übernachtung erhalten, ist die Nutzung der Bahnen kostenfrei möglich. Bis dahin aber genießen wir die gute Stimmung auf der Alm, eine deftige Alpbachtaler Hüttenjause mit allerlei Produkten aus der Region und die rasante Abfahrt hinunter nach Alpbach. Das hübsche Dorf macht seinem Titel alle Ehren und verströmt mit den blumenbehangenen Holzhäusern eine wahrlich einzigartige Atmosphäre. Seit 1953 müssen sich Neubauten an den hergebrachten Alpbacher Baustil anpassen, um den Charakter des Örtchens zu erhalten. Außerdem prägt die Landwirtschaft das Bild Alpbachs in besonderem Maße. Mehr als 200 Höfe zählt das Dorf. Etwa 20 von ihnen gelten als Erbhöfe, sind also schon seit vielen Generationen, oft seit mehreren Jahrhunderten in Familienbesitz. Und dann ist da noch der Dialekt der Alpbacher, die sich selbst als Åibeckarinna und Åibecka bezeichnen. All das, macht aus der 2500-Seelen-Gemeinde eine eigene kleine Welt. Eine Welt, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Wieder erwartet uns ein sonniger Tag. Und das ist für unser Vorhaben auch unbedingt nötig. Die steilen, oft dicht bewachsenen Auf- und Abstiege der Sagtaler Spitzen könnten regennass zu gefährlichen Ausrutschern führen. Doch schon auf dem ersten Gipfel, dem Wiedersberger Horn, sind wir guter Dinge, fühlen uns der Tour gewachsen. Zwischen blühenden Alpenrosen und den berauschenden Ausblicken fällt uns das aber ohnehin nicht schwer. Knappe zwei Stunden nach unserem Aufbruch an der Bergstation der Wiedersbergerhornbahn, erreichen wir den zweiten bekreuzten Gipfel der Tour, den 2241 Meter hohen Standkopf. Hier allerdings ist Schluss für einen Teil unserer Wandergruppe. Maya, die Hündin wird hier mit ihrem Herrchen kehrt machen, den Abstieg und Weiterweg in Richtung Farmkehralm antreten. Bisher hat der Vierbeiner alle Schwierigkeiten problemlos überwunden. Der Weiterweg erscheint uns aber zu heikel. Nur stückweise können wir den schmalen Pfad verfolgen, bevor er sich im Gewirr aus Wänden, Spitzen, Scharten und Felsen verliert. Ein alpines Auf und Ab.


Vorsichtig tasten wir uns hinab, kurz danach wieder bergauf, südlich des Grates durch steilste Wiesen und über eine abschüssige Platte. Dann ist der Tapenkopf erreicht. Die Gipfelfreude währt allerdings nicht lange, denn noch immer ist absolute Konzentration gefragt. Wunderschön und aussichtsreich führt uns der Weg zum Gamskopf hinüber, wo uns das mittlerweile schon vierte Gipfelkreuz der Tour erwartet. Starke drei Stunden sind wir da schon unterwegs und auch wenn die Schwierigkeiten nun hinter uns liegen, so ist der Abstieg anfangs steil und bis ins Tal auch schlicht lang. Glücklicherweise treffen wir fast zeitgleich auf der Farmkehralm ein, die keineswegs nur mit schmackhafter Alpbachtaler Hüttenjause auf uns wartet. 

Gut gelaunt wie immer, bedient Nicole hier oben auf 1500 Metern ihre Stammgäste. Und Stammgast wird man hier oben schnell. Wer ein Getränk wünscht, darf es sich selbst aus dem Kühlschrank holen – dabei auch gern das Jausenbrett zurück in die Küche bringen. Niemandem hier scheint das etwas auszumachen und Nicole lacht, dass es anders ja auch gar nicht ginge. Allein schmeißt sie den Laden, sieben Tage die Woche, den ganzen Sommer hindurch. Die Sagtaler Spitzen kenne sie genau – allerdings nur vom Hörensagen. Denn für einen Ausflug in die Berge vor ihrer eigenen Hüttenterrasse fand die tüchtige Hüttenwirtin bis heute keine Zeit. Perfekt organisiert arbeitet sie, paniert hier oben täglich mitunter 60 ganz vorzügliche Schnitzel, als sei es das Selbstverständlichste – und selbst die Zeit für einen Schnaps mit Freunden findet die gebürtige Dresdnerin. Bis 17 Uhr müsse die Spülmaschine allerdings durchgelaufen sein. Denn dann benötigt die Alm nebenan den vom kleinen Wasserkraftwerk erzeugten Strom für die Melkmaschinen. Erst dann kehrt Ruhe ein, auf der kleinen Farmkehralm. 

Autor: Benni Sauer

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