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Becoming Guide!

Mit dem VDBS beim
Evaluation Camp-Fels

Die Blaueishütte in den Berchtesgadener Alpen. 1651 Meter hoch gelegen, ist sie die einzige Schutzhütte im wilden Hochkalter-Stock – und zum wiederholten Male Basislager des VDBS Evaluation Camps Fels. Der Verband Deutscher Berg- und Skiführer macht dieses Angebot möglich: Was muss man können, möchte man Bergführer werden? Wie hart ist die Ausbildung? Reichen die Fähigkeiten schon aus, um Anwärter zu werden? Oder besteht noch Übungs- bedarf? Der Beruf des Bergführers ist kein üblicher. Und so führt auch der Weg zur Ausbildung nicht über Praktikum und Jobbörse. Die kostenlosen Evaluation Camps schließen also eine Lücke, bieten Interessenten die Möglichkeit ganz unverbindlich reinzuschnuppern. 

Als Redakteur mische ich mich auf der Blaueishütte unter die 16 ausgelosten Teilnehmer und merke schon bald, was es bedeutet Bergführer werden zu wollen.


Schnupperstunde

Schon die Grundanforderungen für eine Anmeldung sind hoch: „Klettern bis in den 6. und 7. Grad, 500 Höhenmeter in einer Stunde, Erfahrung in alpinen Mehrseillängen.“ Ausgelost seien die 16 Teilnehmer, weil die Kapazitäten schlicht nicht für größere Kurse ausreichen, erklärt mir Hans Hocke anschließend. „Momentan leiden wir tatsächlich unter Nachwuchsproblemen. Umso mehr sind wir über die hohe Zahl der Anmeldungen erfreut.“ Der Kursleiter, selbstverständlich selbst Bergführer und dazu Mitglied des Lehrteams, bereitet in der Hüttenstube die kommenden Tage vor. Vor allem aber das Wetter bereitet Sorgen. Hocke und seine drei Kollegen sind sich sicher: Schon in der Nacht erwartet uns eine Störung. Ich dagegen mache mir ganz andere Gedanken. Den Grundanforderungen bin ich nicht gewachsen. Werde ich überhaupt mit den anderen Teilnehmern schritthalten können?


Den Abend verbringen wir dennoch mit einem geselligen ersten Kennenlernen und vielen Fragen. 15 junge Männer und – immerhin – eine Frau stellen sich vor. Von überall her kommen sie, und bringen ganz unterschiedliche Beweggründe mit. Vom nur wenig erfahrenen Einsteiger, bis hin zum Beinahe-Profi, löchern aber alle Teilnehmer die Bergführer gleichermaßen mit Fragen. Wie läuft die Ausbildung ab? Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Und wie ist überhaupt der Alltag als Bergführer? Die Bergführer liefern ehrliche und direkte Antworten. Anschließend geht es dann auch schon zur Sache. Denn beim Evaluation Camp-Fels werden die Fähigkeiten der Teilnehmer genauestens unter die Lupe genommen. Und dafür geht es raus ins Gelände: „Die Blaueisumrahmung steht auf dem morgigen Programm.“


Nicht jeder im Raum kann mit diesem Satz etwas anfangen. Ich schon. Die Blaueisumrahmung steht schon lange auf meiner Liste der ganz großen Wunschtouren. „Bei der großzügigen Überschreitung des Hochkalters erwartet euch typisches Führungsgelände. Wir schauen besonders auf die Tourenvorbereitung, Seilhandling, Orientierung und alpine Absicherung.“ Dazu werden die Teilnehmer in vier Gruppen eingeteilt. Das war's dann auch schon.

Bewährungsprobe

Ab sofort sind die Teilnehmer sich selbst überlassen. Zumindest fast. Denn von nun an wird jedes Team von einem Bergführer betreut, der nur eingreift, wenn es unbedingt sein muss. 


Unsicher, ob ich überhaupt der Tour gewachsen bin, treffe ich am Nachbartisch auf Frithjof, Markus und Felix. Tief über dem Topo gebeugt frage ich vorsichtig, ob noch ein Platz im Team frei sei. Ohne Zögern werde ich aufgenommen. Und auch wenn ich in Gefahr laufe, der Bremsblock dieser Gruppe zu werden, so sehen es die drei als Chance: Gemeinsam werden sie mich schon über den Grat bringen – immerhin sind sie ja auch hier, um ihre Führungsfähigkeiten unter Beweis zu stellen. Viola Goldhofer, die Bergführerin am Tisch, stimmt zu.


Der nächste Morgen beginnt wie erwartet trüb. Kein sonniger Aufstieg, sondern Theorie im nahegelegenen Klettergarten. Schlechtwetter-Ersatzprogramm. Für mich eine gute Chance die Anwärter und ihre bisherige Erfahrung näher kennenzulernen. Felix ist 29 Jahre alt, kommt aus Dresden und klettert seit 11 Jahren – hauptsächlich in der Sächsischen Schweiz.


Frithjof ist aus München angereist, um seine Fähigkeiten im Fels besser einschätzen zu können. Markus wohnt in Münster, ist 32 Jahre alt und arbeitet als Key-Account-Manager. Ob er sein Leben wirklich komplett umkrempelt und Bergführer wird? Beim Evaluation Camp-Fels sucht er unter anderem Antworten auf diese Frage. Schnell merke ich, dass die drei Männer gut vorbereitet sind. Standplatzbau und Sicherungstechniken beherrschen sie blind. Ein gutes Gefühl, denn Hocke hat einen Entschluss gefasst: Trotz der anhaltend schlechten Sicht, starten wir nun doch noch zur Blaueisumrahmung. Schon beim Zustieg zum Grat komme ich ins Schwitzen. Allein der Kondition halber werde ich in diesem Leben wohl kein Bergführer mehr. Die Stimmung aber bleibt trotz fortgeschrittener Stunde gut. Und so wird gerne auch mal auf den fotografierenden Redakteur gewartet.


(...)

Das nächste VDBS Evaluation Camp EIS findet am 5. und 6. Januar 2024 statt. Im Eispark Osttirol können Kontakte geknüpft, Fragen gestellt und Fähigkeiten ausgebaut werden. Mitzubringen ist Eisklettererfahrung bis WI4 und Kletterniveau 6a oder keine Eiserfahrung und Kletterniveau bis 6c. Außerdem Eiskletterausrüstung, also Steileisgeräte und entsprechende Steigeisen, Helm, Einfachseil und Sicherungsgeräte.


Weitere Infos und Anmeldung unter: 

www.vdbs.de/becomingguide

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