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Auf Touren-Training mit Contour

Die Skitouring & Freetouring Camps

Besonders kalt ist es nicht, an diesem schönen Samstagmorgen. Und auch die Schneelage wirkt vom Tal aus nicht gerade sehr berauschend. Anna Heuberger aber ist sich sicher: „Wir finden heute schon noch Pulverschnee. Keine Sorge!“ Wir vertrauen ihr. Die staatlich geprüfte Skilehrerin und -führerin wird es schon wissen. Immerhin ist sie gebürtige Pinzgauerin und kennt die Berge vor unseren Nasen ganz außerordentlich gut! Ins Fuscher Tal, südlich vom Zeller See, führt uns der Weg. Wir folgen. 


Praktisch ist das schon, mit einem Local an der Seite. Noch praktischer ist es allerdings, wenn dieser Local gleich noch ein erfahrener Profi ist, der nur zu gern mit Rat und Tat zur Seite steht. Freundschaftlich, cool und lässig geht es die ersten Höhenmeter bergan. Es wird geplaudert. Das Konzept der Contour Skitouring & Freetouring Camps geht von Beginn an auf.

Bald schon sind die ersten Sonnenstrahlen erreicht. Anna lässt den Rucksack in den Schnee fallen und schlägt an einem ihr geeignet erscheinenden Hangstück eine erste Übung vor. Denn Sicherheit geht vor – erst recht im winterlichen Gelände, fernab von gesicherten Pisten. Und da Theorie allein nicht viel nützt, werden unterwegs gleich mehrfach lehrreiche Praxisstunden eingelegt. 


Eigentlich wissen wir es natürlich alle: Wie das Lawinenverschüttetensuchgerät – kurz LVS – funktioniert. Auch wissen wir, wie zumindest theoretisch die Suche abzulaufen hat. In der ersten Praxisübung stellen sich aber schon gleich zu Beginn erste Fragen. Fragen, die nicht einfach nachgelesen und beantwortet werden können, sondern für deren Beantwortung Expertenwissen und vor allem Erfahrung nötig sind. So vergeht die erste Praxisstunde wie im Flug. Suche, Bergung und Notrufabsetzen inklusive.

Schnell unterwegs, das ist man natürlich nicht, auf den Tourencamps, die vom Steigfellexperten Contour organisiert werden. Darum geht es aber auch gar nicht. Das Lernen steht im Vordergrund. Und auch wenn Anna Heuberger zahlreiche Ausbildungen in aller Welt zu diesem Thema absolviert hat, so lässt sich neben dem Lawinenthema noch jede Menge weiteres Nützliches auf so einer Skitour erlernen. Das geht von der richtigen Aufstiegstechnik, über eine dynamische Spitzkehre, bis hin zu Technikdetails zu Bindung, Skischuh und Fell. Gerade zu letzterem kann uns Anna Heuberger natürlich besonders viel erzählen. Das Familienunternehmen Contour produziert schließlich schon seit 40 Jahren Steigfelle – made in Tirol!


Mohair? Mohair-Mix? Die richtige Klebertechnologie? Und welches Fell bietet die besten Gleiteigenschaften, das geringste Packmaß, das geringste Gewicht? „Man kann aber auch wirklich alles zur Wissenschaft machen“, denken wir uns schwer schnaufend, um nun nicht doch noch den Anschluss zu verlieren. Natürlich ist unsere Skiführerin im Gegensatz zu uns eine echte Sportskanone – aber vielleicht ist ja doch auch mehr dran, an der Wissenschaft?

Mittlerweile haben wir die Baumgrenze weit unter uns gelassen. Pulverschnee ist noch immer keiner zu sehen – dafür aber jede Menge spektakulärer Gipfel. Allen voran das Große Wiesbachhorn mit seinem formschönen Nachbarn, der Hohe Tenn. Die beiden 3000er glänzen eindrucksvoll in der Mittagssonne, als wir den Sattel zwischen Freudenendkopf und Breitebenkopf erreichen. Zwar sind wir nur knapp über der 2000er-Marke, doch der Osthang sieht in der Tat sehr verlockend aus. Nicht eine Spur ist in den 500 Höhenmetern unter unseren Füßen auszumachen – und Anna ist die Vorfreude regelrecht anzusehen. Da liegt er, der versprochene Pulverschnee.


Aber auch hier steht wieder die Sicherheit im Vordergrund. Eine kleine Wechte hängt launisch über dem Abgrund. Noch dazu herrschen fast sommerliche Temperaturen. Unter uns würden wir dieses Risiko nicht einschätzen können, geschweige denn eingehen. Doch nach einigen kritischen Blicken und Schaufelschwüngen ist sich Anna sicher. Ihre Einschätzung basiert dabei auf jahrelanger Erfahrung. In Kanada war sie nämlich nicht nur als Heli-Skiguide tätig, sondern auch im Bereich der Lawinenprognostik. Ihre Qualifikationenliste ist lang, beinhaltet Ausbildungen und Zertifikate aus Österreich und Kanada gleichermaßen. Natürlich vertrauen wir unserem Profiguide – und staunen über die ersten Schwünge, die Anna ganz mühelos in den Pulverschnee zaubert.


Wir tun ihr es gleich – wenn auch nicht ansatzweise so elegant. Spaß machts aber trotzdem. Und wie es sich für ein Contour Skitourencamp gehört, geht der Tag nicht ohne ein ausgiebiges Gelände-Techniktraining zu Ende.

Die Skitourencamps setzen dabei allesamt auf dieses Prinzip: Rausgehen mit den Profis – der Rest kommt dann ganz von allein. Neben Anna Heuberger stehen daher gleich noch eine ganze Reihe weitere Profis zur Verfügung. Snowboard-Weltmeisterin Manu Mandl beispielsweise. Freerideprofi Roman Rohrmoser. Oder Ausnahmetalent und gerngesehener Skifilm-Protagonist Matthias „Hauni“ Haunholder. Das Contour-Team ist in der Tat hochkarätig besetzt. Zu spüren bekommt man davon aber ausschließlich das geballte Fachwissen: Die Profis nehmen sich nur zu gern den Neulingen, aber auch Fortgeschrittenen Skibergsteigern und Freeridern an. Auch wenn's mal wieder länger dauert. Der Spaß, die Vermittlung von Wissen und das Bergerlebnis stehen im Vordergrund.


Und so dämmert es schon, als wir unseren Zug zurück zum Ausgangsort nehmen. Das Team aber berät sich schon für den Folgetag – bei wohlverdienter Pizza und einem kalten Bier.

Autor: Benni Sauer

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