Die Tage sind lang, die Temperaturen angenehm warm. Gestern noch kühlte ich meine nackten Füße im Eiskarsee ab, hoch über dem Zillertal.
Nur einen Tag später verklemme ich behutsam die beiden Frontzacken meines rechten Steigeisens in einem kleinen Riss. Das harte Gestein. Der Stahl. Die Skischuhe, an denen ich eben noch die Steigeisen montierte. All das nimmt mir fast jegliches Gefühl. Sekunden später findet mein Pickel glücklicherweise zwischen dem Granit einen guten Halt. Durchatmen! Klettern in Sommer? Das hatte ich eigentlich anders in Erinnerung.
Es ist eine verkehrte Welt. Auf unserer Reise „Über alle Berge“ haben wir uns die Jahreszeiten nämlich einfach so hingewürfelt wie es uns gerade passte. Zum Beispiel am Achensee: Da erkundeten wir die fast noch frühlingshaften Gipfel und blickten in die wilden, noch immer verschneiten Nordwände des Karwendels. Nur einen Tag später genossen wir schon den sommerlichen Kiefernduft auf der gegenüberliegenden Talseite. Und der Bike-Herbst, der präsentierte sich uns im vorderen und mittleren Zillertal von seiner schönsten Seite.
Am Olperer sind wir nun im Winter angekommen. Nach dem Erreichen des Gipfels seilen wir uns flink wieder hinab auf den Tuxer Ferner, tauschen die Steigeisen gegen die hier deponierten Ski und fahren durch das Sommerskigebiet hinab – einer wohlverdienten, sonnigen Sommerpause entgegen. Noch nie haben wir in den Alpen binnen vier Tagen so viele Kontraste wahrgenommen!
Jemand der diese Kontraste nur zu gut kennt, ist der Zillertaler Peter Habeler. Wir trafen die Bergsteigerlegende in Mayrhofen – ein Treffen, das uns noch lange in Erinnerung bleiben wird. Außerdem waren wir mit Peter Tembler am Berg. Der frühere Hüttenwirt der Adlersruh am Großglockner ist nicht nur ein hervorragender Bergführer, sondern weiß auch noch eine Menge Geschichten zu erzählen.
Insgesamt standen wir während der Vorbereitung für diese Sommerausgabe auf fünf Dreitausendern. Hochtouren sind für viele Bergsteiger die absolute Königsdisziplin, weswegen wir mittels eines Themen-Spezials einen Einblick in diesen wundervollen Bergsport geben. Noch intensivere Einblicke in die Welt der Berge ermöglichen die Fotografien von Thomas Senf. In unserer Rubrik „Hinder der Linse“ erzählt er von seiner Arbeit als Alpinist und Fotograf. Außerdem waren wir unterwegs zwischen Fels und Freiheit – beim Trekking im Rätikon. Wir plauderten mit Profi-Downhillerin Vali Höll. Und präsentieren die größte Bike-Region der Südalpen.
Es ist also einmal mehr ein kunterbuntes Sommerprogramm. Sommer ist eben tatsächlich was in deinem Kopf passiert! Alles ist möglich! Es gibt keine Grenzen – außer vielleicht deine eigenen. Aber dann passt ganz wunderbar, was mir Peter Habeler noch beim Abschied im Zillertal zusteckte: „Du brauchst ein Ziel. Ein greifbares Ziel. Und das musst du wollen. Mehr als alles andere!“
Viel Spaß also in den Alpen – was auch immer dein Sommer bringen mag.
Euer Benni Sauer
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